Freelancer Kalkulation
Fallbeispiel: Der Arbeitnehmer ist monatlich zu 80 Stunden beschäftigt und arbeitet nur für diese eine Firma. Er ist Alleinverdiener ohne Kinder. Er verdient in Deutschland monatlich brutto 2200 Euro.
- Was bekommt der Arbeitnehmer monatlich netto an Lohn ausbezahlt?
- Welche Kosten entstehen dem Arbeitgeber insgesamt?
Antwort:
Die Berechnung von Nettolohn und Arbeitgeberkosten hängt in Deutschland nicht von der Anzahl der Arbeitsstunden ab, sondern vom monatlichen Bruttolohn. Auch bei einer 80-Stunden-Tätigkeit (Teilzeit) gelten dieselben Regeln, solange der Bruttolohn 2.200 € beträgt. Hier die detaillierte Antwort:
1) Monatliches Nettogehalt:
Ca. 1.530 € bis 1.575 €
Begründung:
- Sozialabgaben und Steuern werden prozentual vom Bruttolohn berechnet, unabhängig von der Arbeitszeit.
- Der Alleinverdienerstatus ohne Kinder hat keinen direkten Einfluss auf die Sozialversicherung, wohl aber auf die Lohnsteuerklasse (hier vermutlich Steuerklasse I).
Beispielrechnung:
Posten | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Bruttolohn | 2.200 € | |
Sozialabgaben (AN): | 462,55 € | |
– Krankenversicherung | 8,9 % von 2.200 € | 195,80 € |
– Rentenversicherung | 9,3 % von 2.200 € | 204,60 € |
– Arbeitslosenversicherung | 1,3 % von 2.200 € | 28,60 € |
– Pflegeversicherung | 1,525 % von 2.200 € | 33,55 € |
Lohnsteuer + Soli | Ca. 9–11 % von 2.200 € | ~207 € |
Netto | 2.200 € – 462,55 € – 207 € | ~1.530 € |
Hinweis:
- Der Brutto Stundenlohn beträgt 27,50 €/h (2.200 € / 80 h), das Netto liegt bei 19,30 €/h (~1.530 € / 80 h).
- Exakter Betrag variiert leicht je nach Krankenkasse (Zusatzbeitrag) und Steuerklasse.
2) Arbeitgeberkosten insgesamt:
Ca. 2.625 € bis 2.695 €
Begründung:
- Der Arbeitgeber zahlt Sozialabgaben unabhängig von der Arbeitszeit – sie richten sich nach dem Bruttolohn.
Beispielrechnung:
Posten | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Bruttolohn | 2.200 € | |
Sozialabgaben (AG): | 427,35 € | |
– Krankenversicherung | 7,3 % von 2.200 € | 160,60 € |
– Rentenversicherung | 9,3 % von 2.200 € | 204,60 € |
– Arbeitslosenversicherung | 1,3 % von 2.200 € | 28,60 € |
– Pflegeversicherung | 1,525 % von 2.200 € | 33,55 € |
Umlagen (AG): | ~39,60 € | |
– U1, U2, U3 | Ca. 1,8 % von 2.200 € | 39,60 € |
Gesamtkosten | 2.200 € + 427,35 € + 39,60 € | ~2.666 € |
Hinweis:
- Auch hier ist der Stundenlohn für den AG höher (2.666 € / 80 h = 33,33 €/h), aber die monatlichen Kosten bleiben identisch.
Zusammenfassung:
- Netto: ~1.530–1.575 € (wie bei Vollzeit, da gleicher Bruttolohn).
- Arbeitgeberkosten: ~2.625–2.695 € (ebenfalls unverändert).
Entscheidend ist der Bruttolohn, nicht die Arbeitsstunden!
Quellen: Sozialversicherungssätze 2023, Lohnsteuerrichtlinien, Brutto-Netto-Rechner (z. B. vom BMAS).
Berechne bitte den Stundenlohn, den der Arbeitgeber seinen Kunden weiter verrechnen muss. Beziehe auch die Urlaubszeit mit ein. Berücksichtige auch durchschnittliche Krankenstände von Mitarbeitern und ähnliche Sozialleistungen. Was kostet dem Arbeitgeber eine Stunde Arbeitszeit?
Hier ist die detaillierte Berechnung des Stundenlohns, den der Arbeitgeber an Kunden verrechnen muss, inklusive Urlaubszeit, Krankenstände und Sozialleistungen:
Ausgangsdaten:
- Monatlicher Bruttolohn: 2.200 €
- Arbeitszeit: 80 Stunden/Monat (Teilzeit) → 960 Stunden/Jahr
- Arbeitgeberkosten/Monat: ~2.666 € (wie im vorherigen Beispiel) → 31.992 €/Jahr
Schritt 1: Ausfallzeiten berechnen
Der Arbeitgeber muss für bezahlte Ausfallzeiten (Urlaub, Krankheit, Feiertage) einplanen.
- Urlaub: 20 Tage/Jahr (bei Vollzeit) → anteilig für Teilzeit:
( \frac{20 , \text{Tage} \times 80 , \text{h/Monat}}{160 , \text{h/Monat (Vollzeit)}} = 10 , \text{Tage Urlaub} \rightarrow 10 \times \frac{80 , \text{h}}{4 , \text{Wochen}} = \mathbf{20 , \text{Urlaubsstunden}} ). - Feiertage: 10 Tage/Jahr → anteilig:
( 10 , \text{Tage} \times \frac{80 , \text{h/Monat}}{160 , \text{h/Monat}} = \mathbf{40 , \text{Feiertagsstunden}} ). - Krankheit: Durchschnittlich 10 Tage/Jahr → anteilig:
( 10 , \text{Tage} \times \frac{80 , \text{h/Monat}}{160 , \text{h/Monat}} = \mathbf{40 , \text{Krankheitsstunden}} ).
Gesamte Ausfallstunden/Jahr:
( 20 , \text{(Urlaub)} + 40 , \text{(Feiertage)} + 40 , \text{(Krankheit)} = \mathbf{100 , \text{Stunden}} ).
Schritt 2: Verfügbare Arbeitsstunden berechnen
- Vertragliche Arbeitsstunden/Jahr: ( 80 , \text{h/Monat} \times 12 = 960 , \text{h} ).
- Tatsächlich verfügbare Stunden für Kunden:
( 960 , \text{h} - 100 , \text{h (Ausfall)} = \mathbf{860 , \text{Stunden}} ).
Schritt 3: Arbeitgeberkosten pro Stunde berechnen
- Gesamtkosten/Jahr: 31.992 € (inkl. Sozialabgaben und Umlagen).
- Stundensatz für Kunden:
( \frac{31.992 , €}{860 , \text{h}} \approx \mathbf{37,20 , €/h} ).
Schritt 4: Zusätzliche Kosten einbeziehen (optional)
Je nach Branche können weitere Kosten hinzukommen:
- Gemeinkosten (Büromiete, Software, etc.): z. B. 15 % Aufschlag → ( 37,20 , € \times 1,15 \approx 42,80 , €/h ).
- Gewinnmarge: z. B. 20 % → ( 42,80 , € \times 1,20 \approx \mathbf{51,35 , €/h} ).
Zusammenfassung
Posten | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Arbeitgeberkosten/Jahr | 2.666 €/Monat × 12 | 31.992 € |
Verfügbare Stunden | 960 h – 100 h (Ausfall) | 860 h |
Basis-Stundensatz | 31.992 € / 860 h | 37,20 € |
Mit Gemeinkosten | 37,20 € × 1,15 | ~42,80 € |
Mit Gewinnmarge | 42,80 € × 1,20 | ~51,35 € |
Praxistipp:
- Teilzeit-Anpassung: Bei geringerer Arbeitszeit steigt der Stundensatz, da Fixkosten (Sozialabgaben) auf weniger Stunden verteilt werden.
- Branchenunterschiede: In der IT oder Beratung sind Stundensätze von 60–120 €/h üblich, um alle Kosten zu decken.
- Rechner-Tool: Nutze den Personalkostenrechner der IHK für präzise Kalkulationen.
Fazit: Der Arbeitgeber muss mindestens 37–52 €/h verrechnen, um kostendeckend zu arbeiten.
Wenn ich mich als Freelancer Selbstständig mache, welchen Stundensatz sollte ich für dieselbe Tätigkeit der Firma verrechnen?
Als Freelancer musst du deinen Stundensatz so kalkulieren, dass du nicht nur dein gewünschtes Nettoeinkommen erzielst, sondern auch alle sozialen Absicherungen, Steuern, Betriebskosten und Risiken abdeckst. Hier die detaillierte Berechnung für dein Beispiel (2.200 € Brutto als Angestellter → Freelancer-Stundensatz):
Schritt 1: Ziel-Nettoeinkommen bestimmen
Als Angestellter hättest du:
- Netto: ~1.530–1.575 € (bei 2.200 € Brutto).
- Arbeitgeberanteil: ~466 € (Sozialabgaben + Umlagen).
Als Freelancer musst du beides selbst tragen!
→ Ziel-Bruttoeinkommen:
( 2.200 , \text{€ (Arbeitnehmer-Brutto)} + 466 , \text{€ (AG-Kosten)} = \mathbf{2.666 , \text{€/Monat}} ).
Schritt 2: Jahreskosten berechnen
- Bruttoeinkommen/Jahr: ( 2.666 , \text{€} \times 12 = \mathbf{31.992 , \text{€}} ).
- Freiberufler-Kosten hinzu:
- Krankenversicherung (KV): ~900 €/Monat (Basistarif + Altersrückstellungen) → 10.800 €/Jahr.
- Rentenversicherung (optional): ~300 €/Monat → 3.600 €/Jahr.
- Steuern (Einkommen + Gewerbe): ~30 % vom Gewinn → ( 31.992 , \text{€} \times 0,3 = \mathbf{9.598 , \text{€}} ).
- Betriebskosten (Büro, Software, etc.): ~200 €/Monat → 2.400 €/Jahr.
- Puffer (Urlaub/Krankheit): 20 % der Arbeitszeit → Aufschlag auf Stundensatz.
Gesamtbedarf/Jahr:
( 31.992 , \text{€ (Einkommen)} + 10.800 , \text{€ (KV)} + 3.600 , \text{€ (Rente)} + 9.598 , \text{€ (Steuern)} + 2.400 , \text{€ (Betriebskosten)} = \mathbf{58.390 , \text{€}} ).
Schritt 3: Verfügbare Arbeitsstunden/Jahr
- Netto-Arbeitszeit: 80 h/Monat × 12 = 960 h.
- Abzüge (Urlaub, Krankheit, Verwaltung): ~30 % → 288 h Ausfall.
- Verfügbare Stunden: ( 960 , \text{h} - 288 , \text{h} = \mathbf{672 , \text{h}} ).
Schritt 4: Stundensatz berechnen
[ \text{Stundensatz} = \frac{\text{Gesamtbedarf (58.390 €)}}{\text{Verfügbare Stunden (672 h)}} \approx \mathbf{87 , \text{€/h}} ]
Zusammenfassung der Kalkulation
Posten | Kosten/Jahr |
---|---|
Ziel-Bruttoeinkommen | 31.992 € |
Krankenversicherung | +10.800 € |
Rentenvorsorge | +3.600 € |
Steuern (30 %) | +9.598 € |
Betriebskosten | +2.400 € |
Gesamt | 58.390 € |
Stundensatz (672 h) | 87 €/h |
Praxistipps für Freelancer
- Mindest-Stundensatz:
- Unter 65–75 €/h wirst du kaum kostendeckend arbeiten (geringere Steuern/KV in den ersten Jahren möglich).
- Empfehlung: 85–120 €/h für IT, Consulting; 60–80 €/h für einfache Dienstleistungen.
- Variable Anpassungen:
- Keine Rentenvorsorge? → Reduziere um ~3.600 €/Jahr → Stundensatz ~80 €/h.
- Geringere Betriebskosten? → Reduziere um ~2.400 €/Jahr → Stundensatz ~83 €/h.
- Marktvergleich:
- IT-Branche: 90–150 €/h,
- Handwerk/Technik: 60–90 €/h,
- Kreativbereich: 70–100 €/h.
Fazit
Als Freelancer solltest du für dieselbe Tätigkeit mindestens 85–90 €/h verlangen, um finanziell gleichgestellt mit deinem Angestelltengehalt zu bleiben. Im Zweifel lieber aufrunden – Kunden zahlen für Expertise, nicht für deine Lebenshaltungskosten!
Quellen: Freelancer-Kalkulator von Smartsteuer, KV-Sätze 2024, Erfahrungswerte aus Freelancer-Communities.